Resümee nach 5218km

Im Cockpit des A330
Im Cockpit des A330

Nun bin ich zurück in der Schweiz, ein einmaliger roll 'n' rock - Trip gehört der Vergangenheit an. Ein Resümee ist angebracht.

 

Am 11.12.13 erscheint mein erstes Album Heaven Calls unter dem Projektnamen YOUNGER. Um dieses auf noch nie dagewesene Art und Weise zu promoten, nehme ich mein roll 'n' rock-Projekt in Angriff. Quer durch die USA will ich radeln und dabei mein Werk den Radiostationen anbieten.

 

Das Tourenrad wird flott gemacht, Ende März bringt mich der Flieger nach Los Angeles. Bereits am nächsten Tag geht's los, mit von der Partie für die ersten 2000 km mein langjähriger Freund Urs "Schüre" Kunz. Einem sehr intensiven Zeitplan folgend, überqueren wir die Rocky Mountains. In Colorado Springs ist Wechselzone: Schüre muss nach Hause, mein Schatz Janine kommt an und wird mich weitere zwei Wochen begleiten.

 

Die kommenden 1000 km sind wider erwarten sehr zäh: Tägliche zermürbende Winde versuchen, uns in die Knie zu zwingen, doch wir lassen uns die Stimmung nicht verderben. Es gibt nichts in dieser Weite, das die Luftströme brechen könnte. Der Mais wird erst ausgesät, Bäume sucht man vergebens. In Kansas City besteigt Janine die Maschine nach Hause, ich reise indes weiter ostwärts.

 

Die Landschaft wird täglich schöner, grüner, intensiver, die Wüsten und kargen Gebiete gehören der Vergangenheit an. Die Flüsse haben wieder Wasser, Wälder werden dichter. Alleine unterwegs, radle ich noch mehr als zuvor. 215 km lang wird die Königsetappe, der strengste Tag aber bleiben die 156 km im ununterbrochenen Gegenwind. Fast 10 Stunden sitze ich im Sattel, um den Luftwirbeln zu trotzen. Unterwegs treffe ich auf Damon aus Indianapolis. Unglaublich, die Parallelen, die wir aufweisen, sind schon fast beängstigend. Es tut gut, wieder einen Partner an der Seite zu wissen. Drei Tage lang teilen wir dieselbe Route, bis wir uns trennen müssen; er weiter nach Osten, Washington D.C., ich nordöstlich nach New York.

 

Einen Tag vor Schluss treffe ich John Langdon. Er ist der Schöpfer des YOUNGER-Rotations-Ambigram. John arbeitete unter anderem für einige Hollywood-Verfilmungen. Es wird ein total gemütlicher und spannender Abend.

 

In Newark angekommen, muss ich mich durch ein Wirrwarr von Strassen an den Atlantik durchwühlen. Das sind die übelsten 25km der ganzen Tour. Ich werde aber mit einer fantastischen New Yorker Skyline belohnt und einer State of Liberty, die zum Greifen nahe ist.

 

Erst, als der A330 in Zürich-Kloten landet, weiss ich, dass ich heil zurück bin. Swiss Captain Jürg Segessenmann bringt den Vogel sanft auf die Erde zurück. Dafür gibt's ein YOUNGER-Album exklusiv und für die ganze Crew eine Promo-Scheibe. Hierauf werde ich zum Fotoshooting ins Cockpit gebeten. Ein tolles Erlebnis!

 

Der Empfang am Flughafen ersetzt den fehlenden von New York: Eine bunte Truppe empfängt mich und schwingt Fahnen mit dem Bild meiner Promo-Postkarte.

 

Highlights:

Menschliche Begegnungen waren es, die am meisten Antrieb gaben. Hunderte von Autofahrern, die mich mit einem "Thumbs up" anfeuerten. Mit Autos und LKW's machte ich fast durchwegs sehr gute Erfahrungen. Äusserst rücksichtsvoll und so ohne Hast verhielten sie sich mir gegenüber. Da könnten manche Automobilisten in der CH ein Stück abschneiden...

Die zahlreichen Sonnenaufgänge, die ich erleben durfte, waren wunderschön. Das ist ein grosser Vorteil, wenn man die West-Ost-Variante wählt. 

YOUNGER on air. Ich suchte 42 Radio-und Zeitungsredaktionen auf, und einige spielten meine Songs im Äther. Thank you guys!

Ihr alle da draussen, die Ihr mir gedacht habt, mich mit einem SMS, einem Mail, einem Gästebuch- oder Blogeintrag ermuntert habt. Euer Lebenszeichen gab Power für einen ganzen Tag. DANKE!!

 

Knacknüsse:

Gegenwind ist des Velofahrers Feind. Er zermürbt dich, nagt an deinem Willen, ist auch dann noch laut, wenn du die Ohrstöpsel nicht mehr weiter hineinstopfen magst. Du drückst die Pedalen hart und kommst doch kaum vom Fleck. Er ist schlimmer als Regen oder Schnee oder Verkehr oder Hunger oder ...

Hunde  verfolgten mich fast täglich, liessen mich teilweise paranoid werden: Lauert hinter diesem Hof wieder einer? Fortan findet man in meinen Trikottaschen statt Powerbar Pfefferspray und zwei Holzstücke, die ich notfalls als "Möchtegern-Knochen" hätte abwerfen können. Ein Metallschloss zur Selbstverteidigung ist griffbereit. Ich bin froh, dass ich dank schneller Reaktion und Intervallsprints von diesen Tools nie Gebrauch machen musste.

Essen musste auch ich, und zwar viel. Als Veganer stellte mich die amerikanische Speisekarte vor eine grosse Herausforderung, denn ich wusste schon vor der Abreise: Los Angeles und New York sind diesbezüglich sehr fortschrittlich und kein Problem, doch die 5200 Kilometer, die dazwischen liegen, schon eher. Aber ich lebe noch :-)

 

Fitness:

Das Aufbautraining hat sich gelohnt: Velofahren, Biken, Pilates für den Rücken und Krafttraining für die Problemzonen (Nacken, Schultern, Handgelenke), Jogging.... Ich pedalte im Schnitt täglich 120km mit guten 800 Höhenmetern, hatte aber nie das Gefühl, keine Puste mehr zu haben. Unterwegs absolvierte ich diszipliniert meine Streching- und Rückenübungen. Das Füdli tat nur ein paar Tage weh, das Knie war auf einer einzigen Etappe schlimm. Mein Schwachpunkt, der Rücken, war besser als je zuvor. Es gab keinen Tag, an dem mir das Velofahren verleidet wäre. Es hat sich bestätigt, was wir alle schon wissen: Der Trip spielt sich zu 80% im Kopf ab!

 

Ridin' my bike:

Richtig, wer den Text aufmerksam gehört hat, stellt fest, dass ich die Reise in umgekehrter Richtung beschreibe. Ursprünglich plante ich die Fahrt von Ost nach West. Als das Projekt konkrete Züge angenommen hat, befand ich es aus klimatischer Sicht als sinnvoller, im Westen zu starten: Took a plane over to L.A. ;-)

 

Hier nochmals die Zahlen und Fakten zur Reise:

* Start und Ziel: Los Angeles nach New York
* Distanz total: 5218 km (davon 2049 mit Schüre, 1057 mit Janine, 2112 solo)
* Höhenmeter im Aufstieg: 37'675 (17'835 mit Schüre, 5238 mit Janine, 14'602 solo)
* Abfahrt 1. April, Ankunft 17. Mai 2014: 47 Tage (davon 2 Tage Pause in Kansas City)
* Gesamtzeit im Sattel: 266 Stunden
* Durchschnittsgeschwindigkeit von L.A. bis N.Y.: 19.65 km/h
* Längste Etappe: 215 km
* Längste Zeit im Sattel: 9h 40min.
* Aufgesuchte Radiostationen und Zeitungsredaktionen: 42
* Durchquerte Bundesstaaten: 13
* Anzahl platte Schläuche: 0 !!!!!!!!!!

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Kommentare: 7
  • #1

    Charles Widmer (Mittwoch, 28 Mai 2014 18:12)

    Hallo Üse, danke für den tollen Bericht oben. Ich gratuliere Dir nochmals ganz herzlich für diese absolut sensationelle Leistung! - Es ist einfach grossartig, ich bin begeistert! - Auf diese Weise dann noch Dein CD-Album zu promoten ist einfach extrem sensationell! Ich freue mich sehr darüber und wünsche Dir ein - Super-Mega-Feedback noch aus den USA auf Deine CD, welche ja allein schon "sensationell genug" ist :-)

  • #2

    Martin Füglistaller (Donnerstag, 29 Mai 2014 16:59)

    Hallo Üse, super Bericht, super CD so etwas bringt nur einer Zustande. Man kennt Ihn nicht anders. Wünsche Dir weiter viel Erfolg und nur das Beste.

  • #3

    Stef (Donnerstag, 29 Mai 2014 17:53)

    Hi Üse
    Das Cha nur d Nummer 13...
    Super Leistung, wie gewohnt:-) und so wie ich dich könne hasch Au en Riese Plausch gha.
    ich hoffe Du häsch dis Album, gute unter d Amis bracht.
    Viel Gruess Nr.8

  • #4

    Thomas (Montag, 02 Juni 2014 15:17)

    Riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiesen Kompliment!
    Nr. 13: You did. It!
    Herzlichi Gratulation vom Goalie

  • #5

    Knösel (Samstag, 14 Juni 2014 21:16)

    Congratulations. Die Frage was wir in diesem Leben wollen ist im Vergleich zu dem was wir tun meistens sekundär. In Reflexion zur faustischen "Dämonisierung" (=strebend nach Tat, Wissen, Erfüllung seiner Wünsche) hast du im Gegensatz zu Faustens diese der Zukunft zugewandten Handlungen und welchen ein Hauch des Nimmergenügens anhaftet in die Gegenwart geholt = Überwindung der eigenen Selbstzweifel und Rückholung des Seins in die Gegenwart. Die Frage was wir tun könnten hast du zur Gewissheit gemacht was wir tun können = Die Tat. Tun. Genauso wie das Rockalbum. Gedacht, gemacht, getan. STARK. Liebe Grüsse an Jüre, Jeanine und insbesondere Dich altes Haus. Hör bloss nie auf weiter crazy zu sein : DENN DAS IST ROCK`N`ROLL. Angepasste gibt es genug!
    Machs gut. Ralph

  • #6

    Richi Meier (Sonntag, 03 August 2014 18:04)

    Salü Üse
    Congrats für den Bericht und die Pics. War ja wohl ein RIESEN Abenteuer! Ich wünsche dir viel Erfolg und freue mich auf die nächsten News.

  • #7

    Markus Moritzi (Mittwoch, 15 Oktober 2014 18:23)

    Hoi Üse, han super de Plausch, wie du dies Läbe und dini Kariere sälber id Hand nimmsch ;-)!!! Dä Trip quer du USA isch öppis ganz speziells und orginell, ja sensationell! Freu mi aber au scho wieder usfs nächschti Konzert vo de Crazy Diamond im Nordportal, wo ich nöd dörf fähle :-)!!! Wünschä dir wieterhin viel Erfolg und mach wieter eso! Du bisch eifach en tolle Typ :-)!!!
    Lg Markus